Lissabon - etwas Geschichte
Seefahrernation
Bemerkenswerte Bauten und Denkmäler verteilen sich auf den sieben Hügeln der Hauptstadt und bezeugen die geschichtsträchtigen Rolle Portugals. Bereits die Phönizier siedelten am Fluss des Tejo.
Im 15. und 16. Jahrhundert erkundigte Portugal von Lissabon aus die Weltmeere und baute ein grosses Handelsimperium auf. In der Blütezeit war Portugal ein Kolonialreich mit Ländereien u.a. in Angola, Brasilien und Mosambik. Auch heute noch weisen Menschen bei der ersten Begrüssung oft auf ihren Ursprung hin: «Ich heisse Ana/ich heisse José und meine Familie kommt aus Angola», vernimmt man dann zum Beispiel. Und wer etwas Portugiesisch spricht, hört fast an jeder Ecke die weichere und melodiösere Version des Brasilianischen Portugiesisch.
Auf nach Indien
Die Karavelle erst ermöglichte neue Seewege. Sie war kleiner und wendiger als frühere Schiffstypen und machte es möglich, auch küstennahe Gewässer zu befahren sowie besser gegen den Wind zu segeln.
Lissabon war übrigens nicht immer die Hauptstadt. Als Napoleons Truppen Portugal 1807 eroberten, flohen der König und rund 15'000 Menschen nach Brasilien. Bis zur Befreiung 1811 war Rio de Janeiro die Hauptstadt Portugals.
Katastrophe an Allerheiligen
Ein eingreifendes Ereignis war das Erdbeben am 1. November 1755 (genauere Details finden sich online). Es dauerte 3-6 Minuten und riss meterbreite Spalten in den Boden. Schwere Brände brachen aus. Die Menschen flüchteten zum Hafen und sahen, dass das Meer zurückgewichen war. Etwa 40 Minuten nach dem Beben überrollte eine Flutwelle den Hafen und schoss den Tejo hoch. Brände wurden dabei zwar gelöscht, aber noch stehende Gebäude wurden mitgerissen. Es folgten kleinere Beben und Brände wüteten noch tagelang. Etwa 85 Prozent aller Gebäude waren durch Beben, Feuer oder Flut zerstört. Mit ihnen auch wichtige Bauten, Bücher und Dokumente… Höher gelegene Viertel wie die Altstadt oder Alfama blieben unberührt.
Courtesy Hakai Magazine
Wiederaufbau und heutiges Stadtbild
Der damalige Aussenminister Sebastião José de Carvalho e Melo, der spätere Marquês de Pombal, überlebte das Beben und organisierte den Wiederaufbau pragmatisch und mit fester Hand. Bereits ein Jahr nach dem Beben war Lissabon frei von Schutt und der Wiederaufbau hatte begonnen. Dabei nutzte man die Gelegenheit, um die neue Stadt grosszügig und durchdacht zu planen, mit breiten, geraden Strassen und grossen Plätzen.
Breite Strassen
Nach dem Sinn solch breiter Strassen gefragt, soll der Markquês de Pombal geantwortet haben, dass man sie eines Tages als klein betrachten werde…
Er war nicht unumstritten, aber ein Mann mit Visionen.
Lissabon hat dem Marquês de Pombal einen Platz mit Denkmal am Ende der Avenida de Libertade gewidmet.
Überall Azulejos
Beim Wiederaufbau achtete man vermehrt auf Erdbebensicherheit und Brandgefahren. Die Stunde der Azulejos (Keramische Kacheln) war gekommen. Sie wurden früher als Dekorelemente und aufgrund des hohen Preises nur im Inneren von Kirchen, Klöstern und Palästen eingesetzt.
Nach der verheerenden Naturkatastrophe fand sich das unbrennbare Material an ganz normalen Hauswänden wieder. Azulejos waren damals zudem schneller und kostengünstiger zu beschaffen als Ziegel. Später entwickelten sich Kachelmotive zu Modeströmungen; eine Variante waren die Azulejos de tapete (steinerne Orientteppiche für die Wand).
Noch heute sind Azulejos überall gegenwärtig. In Lissabon und anderen Städten werden kurzweilige Mal-Workshops angeboten, um die Kunst des Bemalens zu vermitteln.





