Lissabon im Januar (Teil I)

Entschleunigung am Tejo

Lass dich im Winter vom Zauber der portugiesischen Hauptstadt verführen. Mit angenehmen 10-15°C lässt es sich gut durch die historisch wertvolle Stadt an der Tejo-Mündung bummeln. Am besten jetzt schon planen!

Einen Ausflug starten wir gerne an der Praça de Comércio unten am Tejo, dem früheren Handelsplatz. Kaum angekommen ist Entschleunigung garantiert. Den Platz erreicht man gut über die Avenida de Libertade, an der die wichtigsten Modebrands vertreten sind. Weiter geht es über den Rossio Platz mit seinem ausgefallenen und verwirrenden Strassenpflaster. Von hier aus gelangt man über die  traditionelle Rua Augusta mit ihren Geschäften und Cafés und den verspielten Arco da Rua Augusta an die Praça de Comércio.

Gleich neben dem Platz befindet sich das Lisboa Story Centre. In einem 60-minütigen interaktiven Rundgang werden hier die wichtigsten Ereignisse der Stadt von der Vergangenheit bis zur Gegenwart erzählt. Ein paar historische Hinweise findest du auch hier.

Von der Praça de Comércio aus schlendert man in knapp zwei Stunden westwärts und mehrheitlich in Tejo-Nähe in den historischen Stadtteil Belém.

Time Out Market

Unterwegs lädt der Time Out Market (ca. 15 Fussminuten) zu einem Halt ein. Er ist auch bekannt als Mercado da Ribeira und war früher eine Markthalle. Seit 2014 sind dort 26 Restaurants, 8 Bars, diverse Geschäfte und eine Kochschule unter einem Dach vereint.

Den Time Out Market gibt es seit 2014.

LX Factory

Hinter dem Hafen und unter der Ponte de 25 Abril liegt eine ähnlich interessante Umnutzung von historischen Gebäuden: die LX Factory. Sie entstand aus einem 1846 gegründeten Textilunternehmen mit angeschlossener Druckerei auf 23'000 m2. Als die Fabrik aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden musste, lag das Gelände lange brach bis 2008 eine Insel der Kreativität für Startups, Agenturen und Studios der Werbe- und Modebranche erwachte. Es siedelten sich Bars, Cafés und Restaurants an, Künstler kamen und aus der alten Ruine wurde ein hipper Ort.

An industrial feel pulses through Lx Factory. It is an experience factory where it is possible to intervene, think, create and present ideas and products in a space that belongs to everyone.

LX Factory

Ponte de 25 Abril

Die imposante Hängebrücke verbindet auf der Nord-Südachse den Stadtteil Alcântara von Lissabon mit der Stadt Almada im Süden. Sie ist mit 3.2 Kilometer (2278 Meter befinden sich über den Fluss Tejo) die drittlängste Hängebrücke der Welt und erinnert optisch an die Golden Gate Brücke in San Francisco. Oben fahren auf sechs Spuren und in 70 Metern Höhe die Autos, darunter befindet sich der Eisenbahnverkehr. Früher hiess sie Salazar-Brücke. Nach der Nelkenrevolution 1974 wurde sie zur Ponte de 25 Abril umgetauft. In der Stadt Almada hat man übrigens von der Burg und insbesondere von der 1959 errichteten Statue Cristo-Rei aus die beste Sicht auf Lissabon.

MAAT

Weiter geht es zum Museum für Kunst, Architektur und Technologie – kurz MAAT, das am Flussufer im historischen Stadtteil Belém liegt. Der 20 Millionen Euro teure Bau wurde 2016 eröffnet und hat sich dem kritischen Diskurs und der kreativen Praxis verschrieben. Es umfasst ein 1908 erstelltes ehemaliges Kraftwerk (MAAT Central) und die MAAT Gallery, ein modernes, sehr beeindruckendes Gebäude, das die britische Architektin Amanda Levete (Firma AL_A) entworfen hat. Sie wird für ihre Fähigkeit geschätzt, ikonische und unverwechselbare Gebäude zu schaffen, die sowohl funktional als auch künstlerisch ansprechend sind. Die beiden Gebäude verbindet der MAAT Garden. Der spektakuläre Standort am Ufer des Tejo machen das MAAT zu einem beliebten öffentlichen Raum. Eine gute Aussicht bietet das Dach des MAAT. Das Museum ist im Eigentum der Fundação EDP – dem gemeinnützigen sozialen und kulturellen Zweig von Energias de Portugal und wird von ihr betrieben.

Mosteiro dos Jerónimos

Nach weiteren etwa 15 Fussminuten erreicht man das Hieronymitenkloster in Belém. Von Belém aus starteten einst die Karavellen von Vasco da Gama auf ihre Entdeckung der Welt. Mit dem Gewürzhandel wurde Portugal reich und König Manuel der I. finanzierte den Klosterbau ab 1501 – kurz nachdem Vasco da Gama von seiner ersten Indienreise zurückgekehrt war – mit einer «Vintena da Pimenta». Diese Gewürzsteuer brachte dem Staat jährlich bis zu 70 Kilogramm Gold ein. Der Bau erstreckte sich über mehr als 100 Jahre und die zahlreichen Steinmetze haben aus einer Mischung aus Spätgotik und Renaissance ein beeindruckendes Meisterwerk geschaffen. Es ist eines der wenigen Gebäude, die das verheerende Erdbeben von 1755 nahezu unversehrt überstanden hat.

Gleich daneben steht die Igreja (Kirche) Santa Maria de Belém mit wunderschönen Beispielen für Steinbildhauerei. Sie weist ein sich über 20 Meter spannendes Kreuzrippengewölbe ohne stützende Pfeiler auf – eine architektonische Meisterleistung. Hier befinden sich auch die Grabstätten von König Manuel I. und von Vasco da Gama. Ein Garten und weitere Steinkunst ergänzt den Komplex.

Weltbekannt - seit 1837

Ganz in der Nähe des Klosters befindet sich übrigens die Pastelaria Casa Pastéis de Belém, die die inzwischen weit verbreiteten Pastéis de Nata produziert. Hier geht es zum Rezept.

Der Torre de Belém sowie vielseitig angelegte Gärten am Ufer des Tejo sind weitere Sehenswürdigkeiten in diesem historischen Stadtteil von Lissabon. Die beste Aussicht bietet übrigens das Dach des Padrão dos Descobrimentos (Denkmal der Entdeckungen), das 1960 mit vielen Figurenschnitzereien erstellt wurde und an das Seefahrererbe erinnert.

Maximale Steinmetzkunst zeigt das Padrão dos Descobrimentos

Belém ist aufgrund seiner bedeutenden Bauten und Geschichte ein nachgefragter Teil Lissabons. Es empfiehlt sich unter anderem auch deshalb, diese beeindruckende Stadt im Winter zu besuchen.

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Pastéis de Nata

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Lissabon - etwas Geschichte